Aufruf zum Insektenschutz

Insekten spielen eine unverzichtbare Rolle im Ökosystem, indem sie als Bestäuber, Zersetzer und Nahrungsquelle für viele Tiere fungieren. Insbesondere in der Landwirtschaft und in Gärten tragen sie erheblich zur Nahrungsmittelproduktion und zum Erhalt der Biodiversität bei. Bestäuberinsekten wie Bienen, Schmetterlinge und Fliegen sind für die Fortpflanzung vieler Pflanzenarten, einschließlich zahlreicher Kulturpflanzen, unerlässlich. Ohne ihre Tätigkeit würde die Ernteerträge signifikant sinken, was zu einer Gefährdung der Nahrungsmittelversorgung führen könnte.

 

Doch der dramatische Rückgang der Insektenpopulationen in den letzten Jahrzehnten stellt eine große Herausforderung für die Umwelt und die Landwirtschaft dar. Der Verlust von Lebensräumen, der Einsatz von Pestiziden und die zunehmende Fragmentierung von Landschaften sind nur einige der Hauptursachen für diese Entwicklung. Zahlreiche ehrenamtliche Entomologen haben wissenschaftliche Daten zwischen 1989 und 2015 an über 60 Standorten gesammelt. Der Insektenbestand ist bis zu 80 % zurückgegangen. Inzwischen ist dieses Thema in der Politik angekommen, ohne dass jedoch viel passiert ist.

 

Ein wesentlicher Grund für das Insektensterben ist die Verarmung der Landschaft. Die frühere Vielfalt ist nicht mehr vorhanden. Hecken, Weiden, Streuobstwiesen und feuchte Senken fielen der Flurbereinigung zum Opfer. Es entstand eine eintönige und strukturarme Agrarwüste. Die intensive Bewirtschaftung hat das Verschwinden der Insektenhabitate zur Folge.

 

Pflanzenschutzmittel töten auch Insekten, die von den Menschen als Nützlinge, also nicht schädlich eingestuft werden, schwächen ihr Immunsystem und stören ihr Orientierungsvermögen. Durch den übermäßigen Einsatz von Kunstdünger und Gülle verbreiten sich Nähr- und Schadstoffe über Luft und Wasser. Die Wirkungen dieser verantwortungslosen Praxis treten so noch viele Kilometer entfernt auf.

Durch intensive Forstwirtschaft wird der Bestand an alten Bäumen und dickem, morschem Holz stark reduziert. Die schweren Erntemaschinen im Wirtschaftswald hinterlassen verdichtete Böden. Noch immer prägen vielerorts Reinbestände aus sturmanfälligen Fichten die Landschaften. Echte Naturwälder sind selten.

 

Im Verdrängungsprozess zwischen Mensch und Natur wird immer mehr Boden versiegelt. Jeden Tag wird weiterer Landschaftsraum durch neue Siedlungen in Anspruch genommen. Hinzu kommen Gewerbegebiete und Straßen. Das Resultat: die Insekten finden keinen Lebensraum mehr.

Nachtaktive Insekten werden durch das künstliche Licht angezogen und verenden an Lampen und anderen Lichtquellen.

 

Zeit zum Handeln

Der Schutz von Insekten in Gärten und der Landwirtschaft ist daher von entscheidender Bedeutung. In Gärten, die häufig als Rückzugsorte für Insekten dienen, können durch einfache Maßnahmen wie den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, das Anpflanzen von heimischen Blumen und das Bereitstellen von Nistmöglichkeiten für Wildbienen und den Rückbau von Schottergärten wertvolle Lebensräume geschaffen werden.

 

Darüber hinaus spielt die Förderung von biologischer Vielfalt eine zentrale Rolle, da vielfältige Pflanzengemeinschaften eine Vielzahl von Insektenarten anziehen und deren Überlebensfähigkeit sichern können. In der Landwirtschaft können ebenfalls durch den gezielten Einsatz von integrativen Schutzmaßnahmen wie der Förderung von Nützlingen, der Fruchtfolge und dem ökologischen Landbau Insektenpopulationen gefördert werden.

 

Das man auch in einer Stadt etwas für Insekten tun kann, zeigt die Aktion eines NABU-Mitglieds aus Troisdorf. Der Insektenfreund hat den artenarmen Rasen seines Vorgartens in ein Blütenmeer verwandelt, das viele Insekten anzieht (siehe hier). Mehrjährige Stauden werden durch einjährige Pflanzen ergänzt, die sich nach der Blüte aussäen. Ein großes Insektenhotel dient Insekten als Nist- und Überwinterungshilfe.

 

Der NABU Rhein-Sieg ruft alle, die etwas zum Schutz unserer Insekten tun möchten zum Mitmachen auf. Suchen Sie einen Bereich in Ihrem Garten aus, der sich für eine Veränderung eignet. Wenn Sie keinen Garten haben, tut es ein größerer Pflanzkübel auf Balkon oder Terrasse auch. Die Blütenvielfalt bereitet dem Menschen Freude und die Insekten danken es ihm.

 

Der NABU Rhein-Sieg zeichnet entsprechende Gärten als Insektenfruendlichen Garten aus. Sie können sich jederzeit dafür bewerben.

Macht mit! Gebt Insekten ein Zuhause!

Die Medienberichte über das Insektensterben häufen sich. Es ist an der Zeit, viel mehr für die Insekten zu tun. Daher hat sich auch im NABU Rhein-Sieg eine Insektenarbeitsgruppe zusammen geschlossen, um mitzuhelfen, den Insekten ein Zuhause zu geben.

 

Machen Sie mit, als

  • Aktive, die einen Beitrag zum Insektenschutz leisten möchten;
  • Gemeinden, die ihre Flächen durch Blühstreifen und Blühinseln aufwerten.

So kann ein artenarmer Rasen in ein Insektenparadies verwandelt werden.

Fotos: © Wiebke Dallmeyer-Böhm und © Roland Steinwarz