Seit Anfang 2020 betreut der Arbeitskreis Insektenschutz des NABU Rhein-Sieg eine Blumenwiese auf Burg Blankenberg. Mit der Stadt Hennef wurde zu diesem Zweck eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Aus der von Brombeeren und Brennnesseln dominierten Fläche sollte wieder eine artenreiche Blumenwiese werden. Dank mehrerer Pflegeeinsätze im letzten Sommer konnte sich die Fläche bereits gut entwickeln.
Doch war bereits mit der Vereinbarung ein weiteres Projekt geplant: Der Bau eines Insektenhotels. Dieses sollte seinen Platz am Rand der Wiese finden. Die Rückseite wird als Infotafel dienen, um die interessierten Besucher über die Blumenwiese, das Insektenhotel, weitere Landschaftselemente und ihre Beutung für die Insektenwelt zu informieren. Schließlich handelt es sich bei diesen Projekten nicht um einen Selbstzweck. Ohne eine intakte Natur kann der Mensch nicht überleben. Der Insektenschwund hat in den letzten 30 Jahren bereits 80 % der Insektenpopulation ausgelöscht und gezeigt, wie empfindlich die Umwelt auf das Handeln der Menschen reagiert.
Nun hat es die Coronakrise uns nicht leicht gemacht, hierfür tätig zu werden. Mit einigem organisatorischen Aufwand haben wir es aber geschafft. Unter strengen Auflagen durften wir uns treffen und gemeinsam an dem Insektenhotel bauen. An insgesamt fünf Terminen trafen sich daher die Aktiven, um bewaffnet mit Sägen, Astscheren, Bohrern und natürlich Masken ans Werk zu gehen. Es musste jede Menge Bambus und Schilf kleingeschnitten werden. Das Eichenholz wurde entrindet und zum Trocknen aufgestapelt. Hunderte Löcher wurden in Holz und Steine gebohrt. Drei Samstage nahmen allein diese Vorbereitungen in Anspruch.
Während des dritten Arbeitstages wurde das Holz zugeschnitten, angepasst und zusammengesetzt. So entstand das Holzgerüst des Insektenhotels. Damit es möglichst natürlich aussieht und sich in die rustikale Burgatmosphäre einpasst, wurde dafür ausschließlich Rundholz von Eichen aus der Nähe verwendet. Dadurch war es jedoch nicht einfach, die einzelnen Teile zusammenzufügen. Jedes Teil, jede Verbindung musste seperat ausgemessen und angepasst werden. Währenddessen wurde weiterhin Nistmaterial geschnitten und gebohrt.
Anschließend wurde die Dachkonstruktion aufgesetzt, die jedoch aus Dachlatten bestand, da man diese später nicht mehr sehen würde. Aus Platzgründen musstender Großteil der Konstruktion auf dem Aussichtsplatz des Burggeländes zusammengebaut werden. Der endgültige Standort lag jedoch am Kräutergarten, sodass das Insektenhotel nach dem groben Zusammenbau noch umziehen musste. Mit einigen starken Helfern gelang es zu Beginn des vierten Tages, die massive und entsprechend schwere Holzkonstruktion die 50 m bis zu ihrem Platz zu tragen. Was tut man nicht alles für die Insekten...
Das Insektenhotel wurde aufgerichtet und an den Fundamenten befestigt. Dann wurde die restliche Dachkonstruktion zusammengebaut. Sie bestand aus recycelten Brettern, auf die eine zusätzliche Schicht aus Eichenholz kam. Die Rückwand wurde eingesetzt und alles mit Leinöl gestrichen. Damit war das Insektenhotel bereits gegen Wind und Regen geschützt. Da es oben auf der Burg sehr stürmisch werden kann, wurde das Insektenhotel mit zwei Streben gesichert, damit es beim nächsten Orkan nicht einfach umkippen konnte.
Am fünften Tage schließlich konnte mit dem Füllen begonnen werden. Die Steine, Holzklötze und tausende Bambus- und Schilfröhrchen mussten in den Rahmen gestapelt werden. Mehrere Kisten Material verschwanden in dem 2 x 1,5 m großen "Regal", das den Bienen, Wespen und anderen Insekten als Zuhause dienen wird.
Nebenan wurde die zuvor begonnene Naturstein-Trockenmauer fertiggestellt. Unter dem Insektenhotel wurde altes Holz aufgestapelt, das weiteren Bewohnern als Unterschlupf dienen wird. Auch eine Benjeshecke entstand aus des resten des Gehölzschnitts und bildet die Verlängerung des Burggarten-Zauns. In der Benjeshecke können Vögel wie z.B. Zaunkönig brüten oder Igel sich verstecken.
Es war eine großartige und erfolgreiche Gemeinschaftsaktion. Insgesamt waren an fünf Samstagen 25 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Natürlich bot sich viel Gelegenheit zum reden und lachen. Es gab zu essen und zu trinken. Alle hatten einen riesen Spaß. So etwas während der Pandemie-Situation zu machen, ohne ein Risiko einzugehen, war nicht ohne Hürden möglich. Doch es hat sich gelohnt, diese Möglichkeit einer gemeinsamen Aktion war ein Privileg. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Ende April sind bereits die ersten Mauerbienen eingezogen. In den Löchern und Röhren legen sie mehrere Brutkammern hintereinander an, die jeweils mit einem Ei und Pollen als Futter für die Larve bestückt werden. Im ersten Jahr werden es wahrscheinlich noch nicht so viele Bewohner sein, doch wenn sich das neue Wohnquartier bis nächstes Jahr bei den Insekten herumgesprochen hat, wird dort dann sicher ein regen Treiben herrschen. Schließlich bietet das 2 x 2,3 m große XXL-Insektenhotel genug Platz für schätzungsweise 7000-8000 Bienen und Wespen sowie Versteckmöglichkeiten für Schmetterlinge, Käfer und viele weitere Insekten.
Sobald es die Situation im Sommer zulassen wird, soll ein kleiner Einweihungstermin mit Bürgermeister und Presse stattfinden. Wir freuen uns schon!
Außerdem wurde das Projekt von Stefan Körber filmisch begleitet. Daraus ist ein 13-minütiger Dokumentarfilm über den Bau des Insektenhotels entstanden. Dieser zeiget, welcher Aufwand doch hinter dem Bau steckt - und wie viel Spaß es macht, beim NABU Rhein-Sieg für die Natur aktiv zu sein.