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Erfolgreiche Amphibienrettung

Bei der ersten Aktion des Arbeitskreises Amphibien & Reptilien konnten viele Tiere gerettet werden

Der mobile Amphibienzaun an der K 19 unterhalb von Burg Blankenberg. Foto: Roland Steinwarz
Der mobile Amphibienzaun an der K 19 unterhalb von Burg Blankenberg. Foto: Roland Steinwarz

Als wir im Januar 2021 den Arbeitskreis Amphibien & Reptilien gegründet haben, war der Plan, es langsam angehen zu lassen, erstmal zu lernen und dann im nächsten Jahr richtig zu beginnen. Doch kam es ganz anders. Die prekäre Situation bei Stadt Blankenberg, durch die mindestens 22 Erdkröten in einer Nacht auf der Straße starben, zwang uns spontan zu handeln. Und tatsächlich hatten wir am folgenden Tag (26.03.) innerhalb nur weniger Stunden einen mobilen Zaun organisiert, Helfer gefunden und alles aufgebaut. Wahnsinn!

 

In den folgenden Tagen konnten wir 72 Kröten über die Straße helfen. Diese wanderten in einem Abschnitt der K 19, die der während der Straßensanierung neu errichtete Stahlzaun nicht schützte. Er war viel zu kurz, daher mussten wir mit dem mobilen Zaun nachrüsten. Bautechnisch war er ansonsten gut, die beiden Tunnel wurden von den Kröten reichlich genutzt.

 

Am 09.04. setzten wir in einer weiteren Aktion den Zaun auf die andere Straßenseite um und verlängerten ihn auf 600 m. Auf dieser Straßenseite gab es keinen Stahlzaun. Die nach dem Laichen zurück wandernden Kröten wurden also nicht zu den Tunneln geleitet, sondern liefen einfach auf die Straße. Doch gegenüber war ja der Stahlzaun, der in diesem Fall aber die Tiere daran hinderte, die Straße zu verlassen. Da hatte man bei der Planung offenbar nicht nachgedacht. Über diese Situation wurde in der Folge auch in den Zeitungen berichtet.

 

Auch dank der medialen Aufmerksamkeit fanden sich in den nächsten Tagen und Wochen über 20 Helferinnen und Helfer, die beim Krötentragen mitmachen wollten. Dadurch kam es sogar zu Problemen bei der Terminvergabe, wer wann morgens oder abends den Zaun kontrolliert. Zum Glück fand sich mit einem Online-Kalender eine praktische Lösung.

 

Noch während wir am 09.04. den Zaun umsetzten, begann die Rückwanderung der Erdkröten. Leider machte es uns das Wetter in den kommenden Wochen alles andere als leicht. Es war der kälteste April seit 1977 in NRW, noch dazu sehr trocken. Während die erste Wanderung der Kröten innerhalb von acht Tagen vonstatten ging, zog sich die Rückwanderung über drei Wochen hin. Jeden Tag musste kontrolliert werden, meistens waren die Eimer leer. Das war schon frustrierend, doch hin und wieder saß doch mal eine Kröte in einem Eimer, aufhören durften wir also nicht. Mit dem Start in den Mai wurden die Nächte dann endlich wärmer und etwas feuchter, sodass noch einige Tiere loswanderten. Insgesamt hatten wir 74 zurückwandernde Erdkröten in den Eimern, viele nutzten jedoch wieder die Tunnel und entzogen sich damit der Zählung. Wir können nun davon ausgehen, dass die Wanderung für dieses Jahr zu Ende ist.

 

Zu Ende? Nicht ganz. Aus dem Laich schlüpfen derzeit die Kaulquappen, die in den nächsten Wochen wachsen und sich zu kleinen Erdkröten entwickeln werden. Diese werden im Juni das Wasser verlassen und sich ebenfalls auf den Weg in die Wälder machen. Auch sie sind der Gefahr durch Autos ausgesetzt. Dennoch wurden die meisten Amphibienzäune bereits abgebaut, weil der Aufwand zu groß ist. Es wird gehofft, das ausreichend Krötenkinder überleben, um die Population zu erhalten. Wir möchten jedoch auch diese Tiere schützen. Auch, weil die Verluste bereits hoch waren und wir zudem Zahlen über die Populationsgröße benötigen. Wir werden daher den Zaun stehen lassen, jedoch die Eimer mit Deckeln verschließen. So kann kein Tier hineinfallen und es muss nicht mehr kontrolliert werden. Im Juni, wenn die Jungtiere wandern, können wir sie wieder öffnen. Die kleinen Kröten wandern überwiegend tagsüber, kurz nach Regenschauern, wenn das Prasseln nachlässt und das Wasser auf der Straße abgeflossen ist. Dann müssen wir spontan reagieren, doch auch das bekommen wir hin!

 

Die Amphibienwanderung fiel dieses Jahr sehr gering aus. Das hat vermutlich nicht nur mit der Kälte zu tun, sondern auch mit den drei vorangegangenen Dürrejahren. Wasser- und Futtermangel dürften den Tieren ordentlich zugesetzt haben. Auch andere Amphibienschutz-Gruppen haben bereits berichtet, dass dieses Jahr deutlich weniger Amphibien wanderten als sonst. Auch in Stadt Blankenberg könnten normalerweise deutlich mehr unterwegs sein.

 

Wir haben also für den Start ein ausgesprochen schwieriges Jahr erwischt. Dennoch hat es bisher wunderbar funktioniert, und das ist den Helferinnen und Helfern des Arbeitskreises Amphibien & Reptilien zu verdanken. Mit solch einer engagierten Gruppe können wir viel bewegen! Wir freuen uns daher schon auf den Abschluss der Saison im Juni und auf die nächste Saison, die hoffentlich unter besseren Umständen und mit weiteren Projekten stattfinden kann. Wir werden uns zudem weiterhin für den Bau eines vollständigen Stahlzauns bemühen, damit die Tiere dauerhaft geschützt sind. Die Zählung der Kröten hat schließlich gezeigt, dass Bedarf für weitere Maßnahmen besteht.

Der mobile Aphibienzaun entlang der K 19 unterhalb von Burg Blankenberg bei Hennef. Foto: Roland Steinwarz
Der mobile Aphibienzaun entlang der K 19 unterhalb von Burg Blankenberg bei Hennef. Foto: Roland Steinwarz
Neben Erdkröten fanden sich auch Grasfrösche in den Eimern. Foto: Roland Steinwarz
Neben Erdkröten fanden sich auch Grasfrösche in den Eimern. Foto: Roland Steinwarz